Zwei einzigartige Texte von Heiner Müller sind der Ausgangspunkt für diese ungewöhnliche Theaterarbeit von Regisseur Andreas Hutter und Schauspielerin Evelyn Fuchs: das noch nie inszenierte, visionäre Manifest „Brief an Mitko Gotscheff“ und die intime Aufzeichnung „Traumtext“.
Die Aufführung entsteht als Zusammenarbeit von SPACES mit Jan Fabres Theaterlabor Troubleyn-Laboratorium und dem Koproduktionshaus Monty in Antwerpen.
Nach der Premiere am 25.2. in Belgien wird „Und keine Hand. Zeit, Mörderin, alterslose“ in Wien als einmalige MAK Nite am 16.3. in der MAK Säulenhalle und zwischen 19. und 27.3. im neuen „Palais Kabelwerk“ zu sehen sein.
Heiner Müller, als Dramatiker und politischer Theatermacher zu Lebzeiten jahrelang vom Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen, später privilegiert, bewundert, angefeindet, gefeiert, umstritten und häufig totgesagt, wird heute weltweit als einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker wahrgenommen. In seinen Werken verbinden sich historische Analyse, politische Kritik, theaterästhetische Vision und dichterisches Genie zu Text-Kunstwerken, die immer wieder zu einer neuen Auseinandersetzung auffordern - in Zeiten globaler Kapitalismuskrise und hegemonialen Wandels ganz besonders.
„Brief an Mitko Gotscheff“ von 1983 und „Traumtext“ von 1995 stehen exemplarisch für Müllers Leben, Schreiben und Träumen. Sie erzählen von Sehnsucht und Scheitern, von der Vision einer solidarischen Gemeinschaft und von der bitteren Erfahrung persönlichen Scheiterns. Grundlage für die Textfassung sind die original Schreibmaschinen-Typoskripte Heiner Müllers, wie er sie 1995 als Intendant des Berliner Ensembles im Programmheft „Drucksache 17“veröffentlicht hat. In die Textmontage integriert sind handschriftliche Korrekturen und Notizen des Autors bei der Überarbeitung des Geschriebenen, es entsteht ein „text in progress“.
Das „Ich“ dieses Monologes begibt sich auf die Suche nach einem möglichen Handlungsspielraum zwischen geschichtlicher Zeit, Theaterzeit und Lebenszeit. Dem entspricht eine Rauminstallation aus Licht und Klangfläche, in der die Schauspielerin ihrer eigenen live verdoppelten Stimme begegnet. In dieser Textlandschaft, die von ihr selbst erzeugt, erlebt und durchschritten wird geraten Körper, Sprache und Raum in einen Sog, der entweder zur eigenen Auslöschung führt – oder in neue Räume.
Andreas Hutter ist Regisseur, Dramaturg, Szenograph und Kostümbildner und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit neuen Theatertexten, -konzeptionen und -räumen. Neben Texten von Elfriede Jelinek („Bambiland“) und Sarah Kane („Gier“) hat er im Kunsthaus Bregenz u.a. auch Müllers „Bildbeschreibung“ (2000) und „Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten“ (2006) inszeniert und dabei mit Sprache, Klang, Körper, Raum und Ikonizität experimentiert.
Aufgrund dieser Arbeiten entstand die Verbindung zum belgischen Troubleyn-Laboratorium, ein Theaterlabor, mit dem Jan Fabre anderen Künstlern die Möglichkeit gibt, ihre Arbeit im Bereich Theater/Sprache/Körper/Tanz/Plastik weiterzuentwickeln.
Konzeption, Inszenierung, Szenographie, Kostüm: Andreas Hutter
Darstellerin: Evelyn Fuchs
Aufführungstermine:
25., 26. und 27. Februar 2010, Theater Monty, Antwerpen, 20.30 Uhr
16. März 2010 Museum für angewandte Kunst Wien (MAK Nite), 20.00 Uhr
19., 20., 24., 25., 26. und 27. März 2010, Palais Kabelwerk Wien, 20.30 Uhr
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